Lothar Wolleh war ein deutscher Fotograf.
Berlin, Deutschland 1930 - 1979 London, England.

Künstlerische Konzeption

Lothar Wolleh und ZERO

ZERO Bewegung
  • Autor Antoon Melissen
  • Werk Portrait

Lothar Wolleh kann aufgrund einer umfangreichen Reihe von Fotografien als der Chronist der internationalen ZERO Bewegung angesehen werden. ZERO Künstler strebten nach einer neuen Art der Kunst, einer Kunst mit einer optimistischen und zuweilen sogar visionären Haltung. Lothar Wolleh war ein Geistesverwandter und fühlte sich in dem künstlerischen Konzept des ZERO „zu Hause“.

Als er 1964 nach Düsseldorf zog, fand sich Wolleh im Epizentrum von ZERO wieder, der Bewegung, die 1957 als eine Künstlerzeitschrift aus Düsseldorf in ihren Anfang nahm. Mit Heinz Mack (geb. 1931) und Otto Piene (1928-2014) im Zentrum wurde ZERO eine Bezeichnung für Künstler und ihre Aktivitäten, für Ausstellungen und Aktionen, für Veröffentlichungen sowie für eine neue künstlerische Identität. ZERO strebte durch den Einsatz der Wirkung von Feuer, Licht und Schatten, mit Bewegung, Serialität, Spiegelungen und Reflexion nach einer neuen Authenzität in den Künsten.

Seit 1964 bannte Lothar Wolleh die ZERO Avantgarde aus Deutschland, Belgien, Frankreich, Italien und den Niederlanden auf mehrere Hundert Fotografien. Er war mehr als ein Fotograf „im Dienste“ der Künstler: Die besondere Qualität der Arbeit Wollehs liegt in seiner Fähigkeit, sich mit den portraitierten Künstlern zu verbinden und durch seine visuelle Sprache der Essenz ihrer künstlerischen Vorgehensweise Ausdruck zu verleihen. Otto Pienes Interesse an den Eigenschaften von Licht, Heinz Macks „dynamische Strukturen“, die Ausnutzung des Raumes durch Lucio Fontana (1899-1968) und die Verlockungen des Rasters nach Jan Schoonhoven (1914-1994): Lothar Wolleh transponierte diese Elemente in Fotoportraits, die seitdem einen ikonographischen Status erreicht haben. 

Arbeit von Heinz Mack fotografiert von Lothar Wolleh
Ort des Lichtes von Lothar Wolleh
Arbeit von Otto Piene fotografiert von Lothar Wolleh
Arbeit von Heinz Mack fotografiert von Lothar Wolleh
Ort des Lichtes von Lothar Wolleh
Arbeit von Otto Piene fotografiert von Lothar Wolleh

Der Geist der ZERO Avantgarde 

Der Geist der ZERO Avantgarde war Lothar Wolleh sehr nah - sowohl auf einer künstlerischen als auch auf einer persönlichen Ebene. Ein Text von Günther Uecker aus den frühen 1960ern zeigt dies. Laut Uecker, ZERO Kunst „unterscheidet sich von dem Dunkel, von kreatürlichen Existenzbeweis im Geschrei, von der großen Geste, einem Drama des Leidens.“

Die Helligkeit und der Optimismus der ZERO Kunst waren untrennbar mit der Dunkelheit der vorangegangenen Kriegsjahre verbunden. Und nach den Kriegsjahren in Berlin und seiner Gefangenschaft in einem sibirischem Arbeitslager hatte auch für Lothar Wolleh der Faktor „Licht“ eine wesentliche, philosophische Bedeutung. In Lothar Wollehs Verbundenheit mit der künstlerischen Identität von ZERO - und in seiner engen Freundschaft zu Günther Uecker­­ - erkennen wir diese gemeinsame und tief verwurzelte Sehnsucht nach einer neuen Zukunft, den Wunsch, „in das Licht zu treten“.