Lothar Wolleh war ein deutscher Fotograf.
Berlin, Deutschland 1930 - 1979 London, England.

Museum

Das Museum, das den Atomkrieg überstehen kann

Lothar Wolleh
  • Autor Oliver Wolleh
  • Werk Portrait

Die Suche nach Sicherheit und das „Vorbereiten des Überlebens“ waren Kernelemente von Lothar Wollehs geistiger und emotionaler Ausrichtung. Für ihn, schloss dies den Wunsch nach einem Museum ein, welches das Ende der Zeit überstehen würde.

In Berlin Mitte ist die Sammlung Boros in einem Hochbunker aus dem zweiten Weltkrieg untergebracht. Es besteht kein Zweifel, dass Lothar Wolleh auf das Höchste von diesem Umgang mit Kunst begeistert gewesen wäre. 

In seiner Vorstellung war die Vorsorge für das „Überleben“ eine zentrale Konstante. Dies schloss Kunst mit ein und so stellte er sich die Frage, wie ein Museum beschaffen sein sollte, damit es einen Atomkrieg überstehen konnte. 

Lothar Wollehs Idee war es, eine schwedische Insel zu einem Museum auszubauen, welches jeden Krieg überdauern könnte. Dabei sollte das Museum senkrecht in den Felsen geschlagen werden, gleich einem Bunker. Obwohl auf der anderen Seite des Meeres Russland liegt erschien Wolleh das neutrale Schweden als der ideale Standort für eine Kunstsammlung, die alles überleben sollte. Wenn nicht Schweden, dann musste es die Schweiz sein, denn Wolleh war fasziniert von dem Gedanken der Neutralität und der damit erhofften Sicherheit für Kunst und Mensch, Mensch und Kunst. Je tiefer er in den Felsen dringen konnte, desto mehr Sicherheit glaubte er zu erlangen. 

Lilla Karlsö
Eine schwedische Insel wandelt sich in ein Museum

Für das Felsenbunker-Museum hatte Lothar Wolleh sich die „Kleine Karlsö“ ausgesucht, eine unbewohnte schwedische Insel, die als massiver Fels mit ihren senkrechten Kanten 60 Meter aus der Ostsee ragt. Aus der Ferne betrachtet erscheint die „Kleine Karlsö“ wie eine mittelalterliche Burg mitten in der See. Sie ist Teil der Identität dieser Küste, mehr noch sie ist auch Teil der schwedischen Identität an sich. Selma Lagerlöf hat sie beschrieben und jedes schwedische Kind weiß, wie es für Nils Holgersson und seine Gänse war, als sie über die „Kleine Karlsö“ hinwegflogen. 

Wolleh konnte Menschen für das Sammeln von Kunst und seine Ideen begeistern und so flog er zusammen mit Friedrich Christian Flick Mitte der 1970er Jahre in dessen Privatjet nach Schweden, um die Lokalität zu besichtigten. Offensichtlich konnte sich die Idee der Sprengung einer schwedischen Insel und die Platzierung einer Kunstsammlung auf einem unbewohnten Felsen nicht durchsetzen. Ein Hochbunker, das wäre eine würdige Alternative im Weltverständnis des Lothar Wolleh gewesen. Aber ein Bunker in Ostberlin, das war jenseits seiner Vorstellungskraft, genauso wie die Eröffnung des Lothar Wolleh Raums im heutigen Berliner Mitte.